Schwertträger - Xiphophorus helleri von Gabriele

Lebendgebärende Zahnkarpfen

Aus dieser Gattung stammen die ältesten und bekanntesten Lebendgebärenden, die Schwerträger. Dieser Fisch ist für das "normale" Gesellschaftsbecken eine bestens geeignete Art, ausdauernd und recht lebendig. Die Pflege ist unproblematisch, das Tier lässt sich gut zwischen 22° - 27° C Wassertemperatur halten und die Wasserzusammensetzung ist unwesentlich. An die Nahrung werden auch keine besonderen Ansprüche gestellt, es werden alle Sorten Lebend- und Trockenfutter gern angenommen. Außerdem knabbern sie gern an jungen Algen. Abwechslung beim Futter sollte für den Aquarianer eine Selbstverständlichkeit sein.
Die leichte Kreuzbarkeit der verschiedenen Xiphophorusarten sowie die erbliche Veranlagung, vorhandene Farbgene zu verstärken oder zu unterdrücken, führte zu einem wahren "Boom" von Schwerträger-Zuchtformen, die die Wildarten, sofern sie überhaupt eingeführt wurden, zumindest im Handel gänzlich verdrängt haben.
Dennoch sollte man diesen Fisch nicht unterschätzen. Es gibt eine Reihe von bemerkenswerten Besonderheiten, von denen ich einige beschreiben will. Bei den Schwerträgern können Männchen und Weibchen das gleiche farbintensive Muster zur Schau tragen. Erst wenn die Männchen in die Geschlechtsreife kommen, entwickeln sie den zum Namen führenden schwertartigen Fortsatz am Schwanz. Dieses Schwert kann, je nach Herkunft der Urahnen, kürzer oder länger sein. Die längere Version ist aber die häufigere, für mein Empfinden auch die elegantere. Außerdem wandelt sich die Afterflosse des Männchens zum sogenannten Gonopodium um und dient daher nicht mehr der Fortbewegung. Aus den Flossenstrahlen 3-5 bildet sich eine Rinne, über die die Samenpakete in das Weibchen transportiert werden. Da die Geschlechtsöffnung vor dem Gonopodium liegt, muss die Flosse zur Übertragung nach vorn geklappt werden und bildet dadurch diese Rinne.
Bevor das Männchen zum Zuge kommt, muss es um sein Weibchen balzen. So kennt wohl jeder Aquarianer die ausgesprochen ästhetisch anmutende "Wiegebalz", bei der das Männchen sein Weibchen regelrecht umgaukelt und versucht, es mit der Schwertspitze zu berühren. Übrigens werden diese Verhaltensweisen vererbt. Bei Kreuzungen ist festgestellt worden, dass diese Eigenschaft bei den X. helleris und den X. maculatus erbanalytisch verankert ist, nicht aber bei Platies und anderen kreuzbaren Lebendgebärenden. Das bedeutet also, dass die auffällige Balz nur von männlichen Schwerträgern mit Vorfahren aus derselben Gruppe vorgefährt wird. Wird dann ein Weibchen befruchtet, wird es ca. alle vier Wochen Junge werfen. Aufmerksame Beobachter werden bemerken, dass die Weibchen auch trächtig werden, wenn das Männchen schon längst nicht mehr im Aquarium ist. Die dem Weibchen übergebenen Samenpakete sind eine sogenannte Vorratsbesamung und diese Pakete bleiben 8 bis 15 Monate lebensfähig. Erst wenn ein Weibchen mindestens 6 Monate nicht mehr trächtig geworden ist, kann man davon ausgehen, dass es keine Samenpakete mehr trägt. Übrigens muss ein Weibchen trotz Besamung nicht monatlich hintereinander trächtig werden, je nach Umweltbedingungen bestimmt sie da selbst mit. Außerdem wird sie, sofern sie von verschiedenen Männchen befruchtet wurde, die Samenpakete des sympathischeren Liebhabers bevorzugen. Wie das genau funktioniert ist bisher nicht festzustellen, scheint mir aber eine geniale Einrichtung zu sein.
Landläufig heißt es, man solle ein Männchen mit wenigstens zwei Weibchen halten. Dies ist zwar richtig, aber es muss berücksichtigt werden, dass die Männchen untereinander sehr streitlustig sein können. Es macht daher wenig Sinn, sich zwei Männchen mit einer großen Anzahl von Weibchen zu halten. Letztlich wird nur das dominante Tier zu sehen sein und der Schwächere vegetiert in einer versteckten Ecke. Erst ab vier oder fünf Männchen lässt dieses rauflustige Verhalten nach und es werden dann auch nicht mehr so viele (1-2) Weibchen benötigt. So quirlig diese Tiere tagsüber auch immer sind, am Abend treffen sich alle und "grasen" die mehr oder weniger vorhandene Kahmhaut an der Oberfläche des Wassers ab. Das Bild einer Herde von 10 bis 12 Tieren strahlt dann eine unvergleichliche Harmonie und Ruhe aus.

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